Von Lothar Dittmer
In der Segelflugbundesliga wird nicht nur bei gutem Ausflugswetter gepunktet. Über die Tabellenplatzierung entscheidet oft, ob und wie bei recht mäßigen oder schlechten Wetterbedingungen geflogen wird. Das sollte auch am 15. Ligawochenende der Fall sein. Samstag war nur ein kleines Schönwetter-Fenster angekündigt. Auch Sonntagsausflüge am Boden und in der Luft würden wieder einmal in aufkommenden Regenschauern enden.
Die Piloten des FKB bereiteten deshalb am Samstagmorgen eine Aufgabe vor, die genau zum durchwachsenen Wetter passen sollte. Nicht zu groß, damit die Strecke komplett geflogen werden konnte – und nicht zu klein, damit möglichst viele Punkte für Geschwindigkeit und Streckenlänge zu erzielen waren.
Das erfahrene Brandenburger Team Herbert Horbrügger (Spandau), Michael Scholz (Klein-Kreutz) und Lothar Dittmer (Berlin) hatte eine 330 km lange Dreiecksstrecke mit Wendepunkten in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern in den Navigationsinstrumenten programmiert. Das entsprach der speziellen Online Segelflug-Wettervorhersage, die maximal mögliche Flugdistanzen ohne Motor angibt.
Bei blauem Himmel ging es mittags unter weißen Cumulus-Wolken von Brandenburg aus in Richtung Westen. Der erste Wendepunkt in der Lüneburger Heide wurde rechtzeitig erreicht. Die Farbe des Himmels hatte sich aber mittlerweile von blau nach grau verändert. Der Heimweg über den zweiten Wendepunkt bei Pritzwalk sollte deshalb nicht einfach werden. Trotz schwieriger Bedingungen und fehlender Sonne unter dunklen Wolken entschieden sich die Brandenburger Piloten, nicht vom ursprünglichen Plan abzuweichen. Bonuspunkte lockten bei Erfüllung der programmierten Aufgabe. Erst nach fast 5 Stunden Flugzeit konnten schließlich alle den Endanflug auf Brandenburg-Mühlenfeld per Funk vermelden: Mission erfüllt!
Wie in nur sehr wenigen Sportarten kann man beim Segelfliegen vom Flugscheinerwerb mit frühestens 16 Jahren bis ins hohe Rentenalter in der Bundesliga mitmischen. Junior Maximilian Gotthardt lieferte an diesem Tag wieder gut ab: Er kann naturgemäß mit seinem kleineren, etwas langsameren Flugzeug oft nicht so viele Geschwindigkeitspunkte wie die Vereinskameraden erfliegen. Am Samstag hatte er eine 360 km Vierecksstrecke programmiert und letztendlich knapp geschafft. Somit konnte er reichlich Streckenpunkte zum Vereinsergebnis beitragen.
Die Taktik des Fliegerklubs Brandenburg war also aufgegangen. Vergleichsweise kleine, programmierte Aufgaben sorgten für viele Bonuspunkte. Das bescherte erneut den Rundensieg vor der starken norddeutschen Konkurrenz vom LSV Burgdorf und dem SFV Mannheim. Der FKB machte damit in der Liga noch einmal 2 Plätze gut und freut sich 2 Wochen vor dem Bundesliga-Finale über einen überraschend guten 3. Tabellenplatz.