Von Lothar Dittmer
Hobbygärtner mag es freuen – viele Urlauber, die ihre Ferienzeit aktuell in Deutschland verbringen, wohl eher weniger: Die zweite Julihälfte 2023 war in Deutschland außergewöhnlich kühl und nass. Das spüren auch die eng mit dem Wetter verbundenen Segelflieger bei ihren Aktivitäten.
Auf dem Flugplatz Brandenburg hat der aus dem Süden der Republik stammende Gastverein seine Zelte schon vorzeitig abgebrochen. Die Wetterprognosen waren mittelfristig schlecht, lediglich am Sonntag des letzten Juliwochenendes sollte sich die Sonne über Brandenburg und Berlin etwas länger blicken lassen.
Die Junioren Lina Dehmlow und Maximilian Gotthardt wurden bereits früh an den Himmel der Havelstadt geschleppt, um ihren Flug im vereinseigenen Doppelsitzer in Richtung Niedersachsen zu beginnen. Die Strecke war eher kurz geplant, denn schon am Nachmittag wurde die nächste herannahende Schlechtwetterfront erwartet. Mit dem gleichen Vorhaben starteten kurz danach die erfahrenen Brandenburger Bundesligapiloten Michael Scholz, Herbert Horbrügger und Lothar Dittmer.
Das Wetterfenster zeigte sich allerdingt kleiner als erwartet. Der ursprüngliche Wendepunkt Helmstedt war deshalb wegen abschwächender Sonneneinstrahlung und fehlender Thermik kaum zu erreichen. So wurde der Plan über Funk diskutiert und modifiziert: Es ging nördlich Berlin zurück Richtung Osten in sonnigere Landstriche. Die Doppelsitzer-Besatzung hatte dabei die Wetterentwicklung ständig im Blick. Ihr Flug am vorangehenden Wochenende endete mit einer wetterbedingten sicheren Außenlandung auf einem Stoppelfeld. Das sollte nicht noch einmal vorkommen. Deshalb wurde jetzt das Navigationsgerät rechtzeitig auf Heimatkurs geschaltet, um Brandenburg Mühlenfeld noch sicher und trocken erreichen zu können.
Die modernen Segelflugzeuge der anderen drei Bundesligapiloten verfügen über kleine ausklappbare Hilfspropeller. Leistung und Verbrauch solcher Heimkehrhilfen ähneln einem großen Rasenmäher. Sie bringen nicht genug Leistung zum Starten, ermöglichen aber einen Heimflug über kurze Distanzen, wenn die thermischen Aufwinde das nicht mehr ohne weiteres zulassen. Genau das war an diesem Sonntag notwendig: Eine Regenfront hatte sich dem Heimatflugplatz schnell genähert als die Piloten auf den Rückweg von der polnischen Grenze waren. 20 Kilometer vor dem Ziel musste deshalb mit Motorhilfe noch ein bisschen Höhe gewonnen werden, um den Heimatflugplatz im Gleitflug durch den Regen erreichen zu können.
Solch ein Motoreinsatz beendet gemäß dem Reglement der Segelflugbundesliga automatisch den Wertungsflug. An diesem außergewöhnlichen Tag jedoch gar kein Problem: Scholz, Horbrügger und Dittmer hatten vorher schon genug Wertungskilometer mit guten Durchschnittsgeschwindigkeiten von ca. 120 km/h erflogen. Da konnte die bundesweite Konkurrenz bei dem verbreitet schlechten Segelflugwetter nichts mehr entgegensetzen: Der Fliegerklub Brandenburg sicherte sich so den Rundensieg am letzten Juliwochenende vor dem LSV Burgdorf (Niederachsen) und dem Segelflugzentrum Königsdorf (Bayern). Der Sprung auf Tabellenplatz 5 bietet dem FKB jetzt eine recht gute Ausgangsposition, denn nur an drei Wochenenden kann noch gepunktet werden.